2020

Armin Lorenz Gerold (*1981 Graz), lebt in Berlin, ist Künstler und Komponist.

Seine Arbeiten wurden in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin; LambdaLambdaLambda, Prishtina; fluent, Santander; mint, Stockholm; und Göteborg Biennale für zeitgenössische Kunst (in Zusammenarbeit mit Doireann O‘ Malley) präsentiert. 2021 entstand die performative Installation Verstärkung (Amplification), die im Rahmen des Programms Give rise to in der Halle für Kunst Steiermark zu sehen war.

Gerold veröffentlicht Popmusik unter dem virtuellen Alter Ego wirefoxterrier, die auf dem Soundtrack des LGBT-Teen-Dramas SKAM Italia zu hören ist. Die Debüt-EP Radio Pristina ist im Jahr 2020 erschienen.

Im Rahmen des Ruisdael Stipendiums 2020 schuf Gerold ein 112-seitiges Künstlerbuch, das auf einer Installation basiert, die auf Grund der Covid-19 Pandemie nicht realisiert werden konnte. Kern des Künstlerbuchs bildet die Geschichte Manuel or A Hint of Evil, die im Buch in Textform enthalten ist. Ein Hörspiel wird in Kürze auch auf dieser Seite verfügbar sein.

Des weiteren beinhaltet es Texte von Alejandro Alonso Díaz und Anna Barfuss, ein Interview zwischen Gerold und der Komponistin Lori. E. Allen, sowie ein Vorwort von Shahin Zarinbal.

Das Künstlerbuch ist in der Städtische Galerie Nordhorn, sowie über Mousse Publishing erhältlich.

Armin Lorenz Gerold, Ruisdael Installation, 3D Rendering, 2021 (Rendering von Stefanie Schwarzwimmer)

Manuel or A Hint of Evil entfaltet sich aus der Perspektive eines namenlosen Beobachters, dessen Gedanken sich zu einem inneren Monolog verdichten, während er im Sommer 2020 regelmäßig das Bad am Olympiastadion in West-Berlin besucht. Bei diesen Besuchen trifft er im und um den Pool immer wieder auf Manuel, einen jungen Mann, der in den Gedanken des Beobachters zum lebendigen Objekt einer empfindsamen Studie über die Möglichkeit einer Begegnung wird – und des Abgrunds, der sich dadurch auftut.

Buchcover aus Armin Lorenz Gerold, artist book, Mousse Publishing: Mailand, 2021 (Photo: Mousse)

Doppelseite aus Armin Lorenz Gerold, artist book, Mousse Publishing: Mailand, 2021 (Photo: Mousse)

Doppelseite aus Armin Lorenz Gerold, artist book, Mousse Publishing: Mailand, 2021 (Photo: Mousse)

In seinem experimentellen Essay lauscht Alejandro Alonso Díaz den Architekturen des Begehrens durch Allegorien der nordischen Mythologie und untersucht dabei die Verflechtungen zwischen Klang, Körper und Wahrnehmung, um festzustellen, dass „ein Klangkörper der Wahrnehmung vorausgeht: der Hörvorgang selbst bleibt eine Begegnung“.

Der Essay Swim Sounds von Anna Barfuss spannt einen Bogen von den Klängen und Stimmen, die, verstärkt durch das Echo der Schwimmhalle, auf konkrete Körper verweisen, die sich in Bahnen bewegen, hin zu kulturgeschichtlichen Reflexionen über künstlerisches und poetisches Denken, das aus einer Nähe zum Wasser hervorgegangen ist.

In Closer to intuition erörtern Gerold und die Komponistin Lori E. Allen eingehend queeren Erzählungen in Bezug auf Klang als „eine akkumulierte Reihe flüchtiger Momente“, während sie von ihren persönlichen, physischen und emotionalen Erfahrungen sprechen.

Das Künstlerbuch erscheint anlässlich des Ruisdael-Stipendiums 2020. Das Ruisdael-Stipendium wurde 2012 auf Initiative des Künstlers Willem de Rooij im Rahmen der internationalen Skulpturenroute kunstwegen eingerichtet.

Armin Lorenz Gerold, Ruisdael Installation, 3D Rendering, 2021 (Rendering von Stefanie Schwarzwimmer)

„Verstehen ist also das, was im Stillen geschieht, in den Pausen zwischen den Worten, in den Atemzügen, die zwischen ihnen liegen. Auch das Zuhören ist eine Form des Verstehens. Zuhören ist keine passive Wahrnehmung, es ist höchst selektiv und willkürlich. Wenn wir zuhören, schenken wir Aufmerksamkeit, wir zerlegen die Worte, die wir hören, ihre Bedeutungen, Empfindungen, den Ton, Klang und die Form, innerlich, in unseren Köpfen. Wir bemerken vielleicht die Wirkung bestimmter Geräusche auf unseren physischen Körper. Wir zittern, ver– und entspannen uns, zwinkern oder ziehen die Brauen hoch. Das Zuhören verbindet uns ebenso sehr mit unserer Rationalität wie es unsere emotionale Reaktion auf das – oder diejenigen kultiviert, das oder denen wir in einem bestimmten Moment zuhören. Das kann eine Person sein, es kann Stadt sein, es kann so und einfach sein wie Wasser.

Das Zuhören ist ein Paradox, das gleichermaßen Distanz erfordert, wie es die Idee der Nähe benötigt — die Wahrnehmung von Nähe durch grundsätzliche Ferne. Armin Lorenz Gerold interessiert sich in Manuel für das Potenzial, das dieses Paradox entfalten kann: einen sinnlichen Raum zu schaffen, in dem das unbekannte Gebiet plötzlich wieder interessanter werden könnte als eine Karte ausgetretener Wege.“
(Shahin Zarinbal)

Armin Lorenz Gerold, artist book, Mousse Publishing: Mailand, 2021 (Photo: Mousse)


112 Seiten, 65 Illustrationen
190 x 240 mm, Softcover
Englisch
Herausgegeben und vertrieben 2021 von Mousse Publishing, Mailand
Bearbeitet von Armin Lorenz Gerold, edition kunstwegen / Städtische Galerie Nordhorn
ISBN 978−88−6749−476−7

Texte von Armin Lorenz Gerold, Lori. E. Allen, Anna Barfuss, Alejandro Alonso Díaz, Shahin Zarinbal. Illustrationen von Armin Lorenz Gerold und Stefanie Schwarzwimmer